In Erstberatungsgesprächen erlebe ich immer wieder, dass mir Hundehalter stolz Tricks präsentieren, die sie ihrem Vierbeiner beigebracht haben: Der eine kann Pfötchen geben, ein anderer eine Rolle machen. Sieht witzig aus, sorgt sicher auch für den einen oder anderen Lacher. Allerdings: Solche Kunststücke sind reine Dressur.
In eine ähnliche Richtung geht es, wenn Halter mithilfe von Leckerlis versuchen, ein gutes Verhältnis zum Hund herzustellen. Wie oft sieht man Vierbeiner, die nur deshalb (ohne negativ aufzufallen) an Artgenossen vorbeilaufen können, weil sie am Futterbeutel ihres Besitzers förmlich festkleben? Auch dies ist nichts anderes als ein Dressureffekt. Selbst ein Hund, der Befehle wie „Sitz“, „Platz“ oder „bei Fuß“ beherrscht, ist deshalb noch lange nicht gut erzogen. Dressur ist nicht grundsätzlich negativ, hat allerdings rein gar nichts mit Erziehung zu tun. Davor scheuen sich leider viele Besitzer, weil es anstrengender ist, sich dem Vierbeiner gegenüber konsequent durchzusetzen und weil es ihnen ein besseres Gefühl gibt, ihm ein Leckerli nach dem anderen „reinzustopfen“, als auf verbindliche Regeln zu bestehen, die jeder Hund benötigt.
Diejenigen allerdings, die sich die Mühe machen, sind hinterher umso glücklicher. Denn die Erziehung eines Hundes ist die Basis für ein stressfreies und harmonisches Miteinander. Ein erzogener Hund hat zu seinen Menschen eine stabile Beziehung, die ihm Sicherheit, Verlässlichkeit und Halt vermittelt. Er kennt seine Position in seinem persönlichen Umfeld und hat gelernt, mit Einschränkungen und Frust umzugehen. Kurzum: Ein gut erzogener Hund ist nicht nur glücklich, sondern überall gern gesehen!